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#hingucker – Schulsozialarbeit in Zeiten von Corona

Illustration einer Fotografin

Bild: DKJS/Sandra Bach

Drinnen statt draußen. Virtuell statt vis-à-vis. Indirekt statt direkt. Wie geht es Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern während der Corona-Pandemie vor Ort? Vor welche Herausforderungen werden sie gestellt? Welche Lösungen haben sie entwickelt, um Kinder, Jugendliche und Sorgeberechtigte auch in der schwierigen gegenwärtigen Situation zu erreichen und unterstützend zu begleiten? Lassen sich ihre Ideen übertragen? Als landesweite Koordinierungsstelle Schulerfolg sichern wollen wir verschiedene Vertreterinnen und Vertreter der Schulsozialarbeit zu Wort kommen lassen, Einblicke ermöglichen und Brücken schlagen, sodass aus gefühlten kleinen Inseln eins wird. Den Anfang in unserer neuen Serie #hingucker macht Doreen Pfleger Schulsozialarbeiterin der Sekundarschule „Am Schwanenteich“, die für ihren Träger CJD Sachsen-Anhalt am Standort Zeitz-Weißenfels tätig ist.

Frau Pfleger die gegenwärtige Situation bringt viele Herausforderungen mit sich. Was ist bezogen auf Schulsozialarbeit bzw. Kinder und Jugendliche aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung?
Ich denke, die größte Herausforderung ist jetzt, auf anderen Kommunikationswegen den Kontakt zu Schülerinnen und Schülern, Sorgeberechtigten und Lehrkräften aufrechtzuerhalten, um als Schulsozialarbeit auch weiterhin wichtiger Ansprechpartner in dieser schweren Situation zu sein. Prinzipiell hat sich an der eigentlichen Arbeit nicht allzu viel geändert, nur die Orte haben sich verlagert. Aber Beratung und Begleitung sind in dieser Krise auch weiterhin unser Schwerpunkt. Das ist jetzt noch wichtiger als je zuvor.

Wie hat sich Ihre Arbeit verändert? Welche Strategien haben Sie entwickelt, um der oben genannten und anderen Herausforderungen zu begegnen?
Die Arbeit ist jetzt proaktiver geworden. Besonders jetzt ist es wichtig, der Zielgruppe entgegenzukommen und Hilfe anzubieten, weil die Hemmschwelle, Hilfe anzunehmen, in der momentanen Situation meines Erachtens noch viel größer ist. Entscheidend ist es nun vor allem gut zuzuhören, auf die Sorgen und Ängste einzugehen und für Entlastung in den Familien zu sorgen.

Was ist eine positive Entwicklung, von der Sie berichten können?
Zum einen, dass ich – nach meinen 11 Jahren Schulsozialarbeit hier vor Ort – auf ein gut funktionierendes Netzwerk zugreifen kann, wodurch ich schnell aktuelle Informationen erhalte und weitere Hilfestrukturen initiieren kann. Somit bin ich ein Stück weit auch zum Informations-Verteilzentrum geworden und versorge Lehrkräfte, Sorgeberechtigte sowie Kolleginnen und Kollegen aus der Schulsozialarbeit mit Anregungen, Hinweisen und Ideen. Zum anderen freue ich mich, dass der Lebensraum Schule dem größten Teil unserer Schülerschaft doch zu fehlen scheint und ich erhoffe mir dadurch vielleicht eine kleine Aufwertung oder auch einen anderen/neuen Blick unserer Schülerinnen und Schüler auf Schule. Positiv finde ich auch, wie ernst sowohl Lehrkräfte als auch Schulsozialarbeit in dieser schweren Zeit ihren Job nehmen und wie sie sich bemühen, Strukturen aufrechtzuerhalten oder neu zu schaffen, um Schülerinnen und Schülern sowie Sorgeberechtigten eine Unterstützung zu bieten.

Vielfach fällt in dieser Phase räumlicher Distanz digitalen Medien eine besondere Rolle zu. Was nutzen Sie, um in einem kontinuierlichen Austausch mit den unterschiedlichen Zielgruppen zu bleiben?
Ich halte besonders über Telefonate und SMS/Mail Kontakt zu Sorgeberechtigten, Kindern und Jugendlichen sowie Lehrkräften. Mit meiner Schulleitung und meinem Schulsozialarbeitskollegium/Träger stehe ich über Telefonkonferenzen im ständigen Austausch und ich nutze natürlich auch den Online-Austausch der landesweiten Koordinierungsstelle Schulerfolg sichern, den ich sehr wichtig und auch effizient finde. Ich habe mich zudem wieder vermehrt um die Schulsozialarbeiterseite auf unserer Homepage gekümmert und stelle dort wichtige Informationen und Hinweise für unsere Schülerschaft und deren Sorgeberechtigte bereit.

Gerade in den vergangenen Tagen habe ich mir so etwas wie Facebook/Twitter/Instagram oder auch WhatsApp für die dienstliche Nutzung gewünscht, da ich denke, über diese Kanäle besseren Zugang zu den Kindern und Jugendlichen und den Sorgeberechtigten bekommen zu können. Leider fällt dies aufgrund der DS-GVO aus, sodass ich über altbekannte Wege kommuniziere. Aber warum auch nicht einmal wieder einen Brief schreiben oder eine Beratung während eines Spaziergangs (mit gefordertem Abstand) führen?     

Welchen Rat möchten Sie Kolleginnen und Kollegen, aber auch Lehrkräften und Sorgeberechtigten geben?
Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern, aber auch den Lehrkräften empfehle ich, dass sie vor allem die Brücke zwischen Schule und Elternhaus jetzt nicht abbrechen lassen dürfen, dass sie um einen beständigen Kontakt zu allen Beteiligten bemüht sind, sich austauschen, neue Wege gehen und das Beste aus der Situation machen sollen. Nun rückt die präventive Arbeit in den Hintergrund und die Einzelfallhilfe ist wieder Hauptschwerpunkt unserer Arbeit. Ich denke, die guten Arbeitsbeziehungen, die wir in dieser Zeit aufbauen, werden auch noch im Nachgang unsere Arbeit positiv prägen.

Hinweis: Den nächstneuen Hingucker finden Sie hier.