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Junges Europa

Große Gruppe junger Menschen, die aneinandergereiht im Sonnenuntergang stehen.

Foto: josephredfield/pixabay.com/CC 0

Gegenwärtig ist der Alltag junger Menschen erheblichen Veränderungen unterworfen, auch aber nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie. Wie sich das Leben von Kindern und Jugendlichen hierzulande entwickelt, wird von zahlreichen Studien und Umfragen beleuchtet. Die neue Studie der TUI Stiftung erweitert dabei den Fokus und stellt unter dem Titel „Junges Europa“ die Lebenslagen junger Europäer:innen im Alter von 16 bis 26 Jahren vor. Im Zeitraum vom 08.04.2021 bis zum 27.04.2021 machten hierfür insgesamt 6.253 junge Menschen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen per Online-Befragung Angaben zu Lebenswelt, Identität sowie politischen Einstellungen.

Situation während der Pandemie
Corona war und ist für junge Menschen mit tiefen Einschnitten verbunden, das zeigt sich in Deutschland, wie auch in den anderen europäischen Ländern. So hat sich für die Mehrheit die Lebenssituation durch die Pandemie verschlechtert und die Jugend ist mit erheblichen Belastungen und Einschränkungen konfrontiert. 39 Prozent haben etwa ihren Job verloren und/oder finanzielle Einbußen hinnehmen müssen. Finanzielle bzw. wirtschaftliche Nachteile sind jedoch nur ein Aspekt von vielen. Neben Schule und Beruf werden die Einschränkungen und Auswirkungen der Pandemie auf das öffentliche und soziale Leben – also auch Hobbies, Freizeit und Reisen – als sehr belastend wahrgenommen. Groß ist zudem die Sorge, dass dies auch in Zukunft noch so sein könnte.

Auffallend beim Thema Corona sind im Rahmen der Studie zwei Aspekte. Zum einen gaben vor allem junge Menschen, die direkte Erfahrungen mit dem Virus gemacht haben (selbst erkrankt oder Erkrankte/Verstorbene im Familien- bzw. Bekanntenkreis), an, die bestehenden Belastungen als besonders hoch zu empfinden und gleichsam auch in Zukunft Probleme zu erwarten. Zum anderen zeigen sich trotz oder gerade wegen der schwierigen Lage junge Menschen in Europa besonders engagiert und solidarisch. Die große Mehrheit (74 Prozent) hält sich weitestgehend an alle Maßnahmen und Empfehlungen zur Bekämpfung der Pandemie und stellt den Schutz anderer als größte Motivation heraus.

Daneben haben gesellschaftliches und politisches Engagement während der Pandemie eher zugenommen. 23 Prozent der Befragten geben an, sich stärker zu engagieren als vor der Pandemie, während 15 Prozent das Gegenteil berichten. Insgesamt ist ungeachtet aller Widrigkeiten bei den jungen Menschen überwiegend eine positive Grundhaltung bezüglich der zukünftigen persönlichen Situation zu verzeichnen.

Spannungen zwischen den Generationen
Ungeachtet der eher optimistischen Einschätzung der eigenen Zukunft, sehen viele junge Menschen Probleme in der Verhandlung gesellschaftlicher und politischer Fragen mit der älteren Generation. Fast drei Viertel (74 Prozent) der Befragten sind der Meinung, dass die Einigung darauf, was am besten für die Gesellschaft ist, nicht leichtfällt. Diese Wahrnehmung ist über alle Länder hinweg hoch.

Getragen wird dieses Empfinden aus Sicht der jungen Menschen einerseits durch fehlende Wertschätzung in der Pandemie. So wird der Verzicht junger Europäer:innen nur unzureichend wahrgenommen, beklagen 76 Prozent. Andererseits nehmen junge Menschen starke politische Diskrepanzen zwischen Jung und Alt wahr. Ein Großteil (72 Prozent) geht davon aus, dass ältere Menschen die Interessen der jungen Bevölkerung bei Wahlentscheidungen nicht beachten. Knapp zwei Drittel gehen sogar davon aus, dass das Wahlverhalten Älterer die Zukunft junger Menschen gefährdet. Als Folge dessen nehmen junge Menschen in Europa vermehrt Interessenskonflikte zwischen den Generationen wahr.

Klima vor Wirtschaft
Dieser Richtungsstreit schlägt sich auch auf der politischen Ebene nieder. Umwelt und Klimaschutz sind auf europäischer Ebene klar die wichtigsten politischen Themen für junge Menschen. Die Bekämpfung des Klimawandels hat für 40 Prozent der Befragten Vorrang vor Wirtschaftswachstum. Gleichsam spielen wirtschaftliche Themen wie auch soziale und gesundheitspolitische Themen für die jungen Europaer:innen eine bedeutende Rolle.

Mit dem Interesse an diesen Themen ist über alle Länder hinweg auch eine hohe Motivation verbunden, sich an politischen Wahlen zu beteiligen. 80 Prozent würden sehr oder eher wahrscheinlich wählen gehen. Wählen wird als Bürgerpflicht und als wirksam wahrgenommen. Unterschiedlich bewertet wird in dem Zusammenhang die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Weniger als die Hälfte der Befragten ist dafür. Mehrheitliche Zustimmung hierfür lasst sich nur in Deutschland und Großbritannien feststellen. Kritisch gesehen wird die Rolle der Demokratie. Wenngleich die Mehrheit (57 Prozent) Demokratie als passende Staatsform ansieht, etwa wegen der Meinungs- und Pressefreiheit sowie der politischen Teilhabe aller – Korruption und zu langsame Entscheidungsfindung werden als Hauptschwächen der Demokratie ausgemacht.

Alle Ergebnisse der Studie können Sie hier einsehen.