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Schlaglicht Netzwerkstelle Altmark

Illustration einer Person, die anhand eines Flipcharts etwas erklärt

Bild: Sandra Bach/DKJS

„Schlaglichter Netzwerkstellen“ ist ein neues Format, das regionalen Netzwerkstellen für Schulerfolg und deren Trägern Gelegenheit gibt, sich und ihre Vorhaben im Rahmen des Programmes vorzustellen. Den Anfang in dieser Serie macht die Netzwerkstelle Schulerfolg im Altmarkkreis Salzwedel, die mit zwei Standorten und zwei Trägern agiert. Doreen Schulz, Netzwerkstellenkoordinatorin in Salzwedel, und Thomas Koberstein, Geschäftsführer beim VFB Salzwedel e.V. sowie Annemarie Schmidt, Netzwerkstellenleitung in Gardelegen und Ralf Böse, geschäftsführender Vorstand beim Jugendförderungszentrum Gardelegen e. V., gewähren im Folgenden Einblick in ihre Tätigkeiten und was sich durch die Arbeit der Netzwerkstelle im Landkreis verändert hat.

Was genau sind die spezifischen Bedarfe und Besonderheiten im Altmarkkreis Salzwedel? Wie reagiert Ihr als Netzwerkstelle (NWST) darauf?
Zunächst gibt es bedingt durch die ländliche Ausprägung der Region Hürden beim interprofessionellen Fachaustausch. Fachkräfte müssen weite Wege z.B. zu Fortbildungen, Austauschforen oder Beratungen für Eltern in Kauf nehmen. Angebote für Bildungseinrichtungen im ländlichen Raum sind weniger erreichbar, niedrigschwellige Beratung kaum möglich. Auch Schülerinnen und Schüler sind betroffen – der Personennahverkehr ist nicht an die etwaige Nutzung außerschulischer Angebote angepasst. Das beeinflusst die Inanspruchnahme von Angeboten nach der Schule wie Jugend(sozial-)arbeit, Schul-AGs, Nachhilfenutzung etc. Als generell großes Problem erscheint der eklatante Lehrkräftemangel in der Region. Das gilt auch im Bereich der Nachhilfe.

Die NWST unterstützt hier, indem sie Austauschformate an zentralen Punkten organisiert, die an den Bedarfen der Fachkräfte orientiert sind. Hierzu zählen u.a. Fortbildungen, Austausch zu relevanten Themen, sowie vermehrt gemeinsame Veranstaltungen mit Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern (z.B. Fachkräfte-Projekte-Speeddating, themenspezifische Fachtagungen, Markt der Möglichkeiten etc.). Daneben baut die NWST aktiv ihr Netzwerk im Bildungsbereich aus, verknüpft Akteurinnen und Akteure aus den Bereichen Schule und Jugendhilfe, um konkrete Herausforderungen gemeinsam bearbeiten zu können. Dies kann auch durch gezielte Projektinitiierung geschehen (z.B. Medienprojekt „Imagefilm“ zur Schulsozialarbeit, Grundschuldetektive, diverse Sozialkompetenztrainings etc.). Zudem ist die NWST in bildungsrelevanten Gremien vertreten und wird dadurch von Fachkräften, Sorgeberechtigten, Schülerinnen und Schülern als Partner und Impulsgeber wahrgenommen.

Innerhalb Eurer Region verantworten zwei Träger die NWST. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich dadurch?
Vorteilhaft ist, dass beide Träger ein gut ausgebautes, internes wie externes Netzwerk mitbringen, was den Ausbau eines eigenen Netzwerks für die NWST erleichtert hat. Zudem existiert durch jahrelange Erfahrung der Träger in der Jugendhilfe und besonders auch in der Schulsozialarbeit große Expertise. Dasselbe gilt für die Vertretung in kreisspezifischen Gremien. Von Vorteil ist dabei auch die unterschiedliche Trägerstruktur, von der die NWST in ihrem täglichen Handeln profitiert. Durch die beiden Standorte ist zudem eine (fast) flächendeckende Versorgung mit fachlicher Beratung sowie Organisation von Austausch- und Vernetzungsformaten der NWST im Altmarkkreis möglich. Herausforderungen bestehen etwa in der kompletten Angebotsversorgung ins Ländliche hinein. So ist die Synchronisierung bzw. Abstimmung durch die zwei Standorte komplexer, sorgt aber für einen optimalen Informationsfluss innerhalb der NWST und der Region.

Hier die Frage an die Träger: Warum haben Sie sich für die Trägerschaft der regionalen Netzwerkstelle für Schulerfolg im Altmarkkreis Salzwedel entschieden und wie hat sich aus Ihrer Sicht die Arbeit der Netzwerkstelle in der Region in den letzten Jahren entwickelt?
Zuvorderst ging es darum, die regionale Netzwerkstelle für Schulerfolg altmarkkreisweit auszubauen und Salzwedel und Gardelegen als Kernzentren zu bedienen. Deshalb wurde die Entscheidung zur gemeinsamen Übernahme der Trägerschaft getroffen. Als Effekt dessen erleben wir eine gewachsene Bedeutung der Netzwerkstelle(n) und eine Ausstrahlung in alle (Bildungs-) und (Verwaltungs-)Bereiche des Altmarkkreises Salzwedel. Das regionale Netzwerk zu wichtigen Partnerinnen und Partnern hat sich vergrößert und vertieft. Zudem sind kurze Wege zur Verwaltung entstanden. Besonders hervorzuheben ist in dem Bezug die Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern des Kreisjugendamtes und Fachkräften der AWO Sozialdienst Altmark GmbH.

An welchen Themen arbeitet die NWST? Könnt Ihr ein herausragendes Vorhaben vorstellen, insbesondere hinsichtlich der Aspekte Vernetzung, Verstetigung oder Qualifizierung?
Ein großer Themenkomplex sind die jährlichen Fachtage (ganztägig zentral) beispielsweise zu Suchtprävention, Schulabsentismus sowie Digitalisierung und Themenkreise (Nachmittagsveranstaltung, dezentral). Die jährlichen Fachtage zeigten einen hohen Zuspruch in Hinblick auf Inhalt, gegenseitige Fachkräfteunterstützung sowie professionsübergreifenden Austausch zu u.a. aktuellen Beratungs- und Unterstützungsangeboten im Kreis. Dadurch ist hier ein zentraler Bestandteil der Netzwerkstellentätigkeit entstanden. Das betrifft insbesondere die bedarfsorientierten, multiprofessionellen Themenkreise. Fachtage und Themenkreise initiieren und verstetigen Vernetzungsstrukturen der Fachkräfte und befördern Netzwerkarbeit als grundlegende Arbeitsphilosophie und Lösungsstrategie für regionale und einrichtungsspezifische Herausforderungen.

Als positiver Effekt der Fachtage und Themenkreise hat sich eine Kooperation von regionalem Bildungsnetzwerk (BNW) mit Fachkräften aus Betreuungs- und Bildungseinrichtungen sowie der Entscheiderebene (u.a. Verwaltung, LSCHA, Schulleitungen, Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen) ergeben. Neben einer geänderten Wahrnehmung der Netzwerkstelle in ihrer Relevanz für die Gremienarbeit auf Kreisebene (z.B. Einladung zum Bildungsausschuss u.Ä.), resultiert daraus ebenfalls die Initiative aller o.g. Ebenen, gemeinsam Projekte zu initiieren (Fachtagungen, Austauschformate).

Perspektivwechsel zum Träger: Können Sie uns zwei Beispiele vorstellen, die die Wirksamkeit Ihrer Arbeit in der Region besonders unterstreichen?
Zum einen haben wir die Tage in der Praxis – TIP, die im Trägerverbund von VfB Salzwedel und JFZ Gardelegen im gesamten Altmarkkreis Salzwedel stattfinden und auf die ganze Region ausstrahlen. Das Projekt spricht alle Schülerinnen und Schüler einer Klassenstufe an, dabei wird Kontakt mit bis zu 396 Unternehmen in der Region hergestellt. Aus unserer Sicht ist dies ein wirksames Instrument der vertieften Berufsorientierung beim Übergang von Schule in den Beruf. Als zusätzliches Unterstützungsangebot der Berufsorientierung, steht das TIP-Projekt den weiterführenden Schulen des Altmarkkreises zur Verfügung.  Zum anderen wäre hier die Maßnahme „Stabil“ zu nennen, die das Ziel hat, junge Erwachsene (u.a.) mit psychischen Störungen und seelischen Erkrankungen wieder ins gesellschaftliche Leben zu integrieren. Die Netzwerkstelle unterstützt peripher – durch den offenen Charakter von Fortbildungen – zu Themen wie Sucht und Drogen, moderne Medien, psychische Erkrankungen etc.).

Zurück zur NWST: Welche Veränderungen habt Ihr durch Eure Arbeit wahrgenommen?
Wir haben eine zunehmende Offenheit der Fachkräfte in puncto Bedarfsmeldung festgestellt. Immer seltener wird dies als Schwächeeingeständnis empfunden, sondern vielmehr als Teil multiprofessionellen Handelns gesehen. Es besteht ein guter Draht zur Netzwerkstelle, die Kontaktaufnahme ist niedrigschwellig. Sich entsprechend daraus ergebende Bedarfe werden in regelmäßigen Terminen mit dem Jugendamt, der „Steuergruppe Schulerfolg“ und dem Jugendhilfeausschuss kommuniziert.

Weiterhin funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt auf kurzem Weg. Auch hier kann von einer veränderten Wahrnehmung der NWST gesprochen werden. Nicht nur der Einbezug in aktive kleinere Netzwerke (z.B. Runde Tische), auch die Berücksichtigung bei Veranstaltungseinladungen nehmen zu. Die NWST kann so wiederum ihrer Funktion als Multiplikator für Themen der Jugendhilfe stärker nachkommen. Das Jugendamt nimmt aktiv an Veranstaltungen der NWST teil und bezieht diese in ihre Arbeit mit ein (u.a. Kindeswohlthema). Persönlicher Austausch und Vernetzung sind hilfreich bei der professionellen Rollenklärung und dem Abbau von Vorbehalten dem Jugendamt gegenüber. Schließlich funktioniert auch die Vernetzung von und Aufklärung zu regionalen (Projekt-)Angeboten gut – man weiß einfach mehr voneinander.

Welches sind die drei wesentlichen „lessons learned“, die Ihr im Rückblick auf die Tätigkeit der NWST ziehen könnt?
Da wäre zuerst die Erkenntnis, dass bildungsbezogene Angebote als Türöffner in Schule und Einrichtungen dienen. Neben vielen bedarfsbezogenen BIBAs, z.B. klassenklimafördernden Projekte, Projekten zu Sozialen Medien und sozialen Kompetenzen, sind die geförderten Lerncamps zu erwähnen, welche einen wesentlichen Anteil an der Motivierung von Schülerinnen und Schülern zur Erlangung eines Hauptschulabschlusses hatten. Die Initiierung von themenbezogenen Austauschformaten und niedrigschwellige, kurzfristige sowie unabhängige Beratung durch die Netzwerkstelle, sind oft schon ausreichend als Erstorientierung. Sie erweisen sich als förderlich für die Bearbeitung von Strukturlücken im fachlichen Handeln, um Herausforderungen im Praxisalltag lösungsorientiert und multiprofessionell zu bearbeiten.

Zum Abschluss die Frage an die Träger: Was am Programm „Schulerfolg sichern“ schätzen Sie besonders und was hat sich aus Ihrer Sicht am besten bewährt?

JFZ Gardelegen
Wir schätzen die freien, unabhängigen und bedarfsorientierten Arbeitsmöglichkeiten der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an den Schulen. Wir haben stärkere Einflussmöglichkeiten durch Beratung, Zusammenarbeit und Angebote von freien Trägern auf Schulen zu verschiedenen Themen wie etwa „soziales Lernen“, „Lernen lernen“ sowie Kompetenzerweiterung im Allgemeinen.

VFB Salzwedel
Ein Vorzug des Programms sind die bedarfsgerechten Konzepte der Schulsozialarbeit, die am Schulentwicklungskonzept orientiert sind, und umgesetzt werden können. Zudem haben wir die Kombination aus zentraler Koordinierung, regionaler Vernetzung und Schulsozialarbeit. Bewährt haben sich vor allem die Tandemtreffen der Schulleiterinnen und Schulleiter, Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter sowie der regionalen Netzwerkstelle und Träger.

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