„Melanie ist 12 Jahre alt, besucht eine Gemeinschaftsschule mit mäßigem Erfolg, aber zunächst ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Den Eltern fällt auf, dass Melanie immer mehr morgendliche Schwierigkeiten hat, aus dem Bett zu kommen. Sie sagt, dass sie Kopf- und Bauchschmerzen hat, und ist nicht zu bewegen, in die Schule zu gehen. Die Mutter geht mit ihr zum Arzt und dort äußert Melanie, dass sie Angst hat, in die Schule zu gehen. Sie fühlt sich von Mitschülern bedroht und traut sich nicht, mit irgendjemandem in der Schule darüber zu sprechen…“
Kinder und Jugendliche, die den Schulunterricht verweigern, müssen in ihren Bedürfnissen, ihrer persönlichen Situation und ihren Herausforderungen ernst genommen werden. Nur so können wirkungsvolle Präventions- und Interventionsstrategien die Kinder und Jugendlichen erreichen. Schulverweigerung entwickelt sich häufig vom sporadischen Wegbleiben zum längeren Schwänzen und endet in einer eigenen Welt außerhalb der Schule. Sind in den ersten beiden Phasen noch Hilfsangebote möglich, wird es in der letzten Phase schwer, Kinder und Jugendliche für den Schulalltag zu motivieren. Deshalb ist es wichtig, frühzeitige Hilfsangebote und Rückkehrsituationen zu gestalten, um dem jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, sich zu einer selbstbestimmten, verantwortungsvollen Persönlichkeit zu entwickeln.
Die Ursachen für Schulverweigerung können sehr vielfältig sein und erfordern demzufolge auch unterschiedliche pädagogische Handlungsansätze. Mit der Handreichung „Umgang mit Schulverweigerung – Pädagogische Handlungsschritte“ soll für das Thema sensibilisiert werden, Anregungen im Umgang mit den verschiedenen Formen gegeben und für ein systemisch orientiertes Unterstützungssystem vor Ort geworben werden. Die Handreichung richtet sich an Fachkräfte im Handlungsfeld Schule mit dem Ziel, ihnen wichtige Grundlagen und Anregungen in der Prävention und Intervention von Schulverweigerung zu bieten.
Inhalte der Handreichung sind neben Ursachen und Formen von Schulverweigerung auch rechtliche Grundlagen sowie schulische Abläufe in Verknüpfung mit Schulsozialarbeit. Dabei wird der Fokus auch auf Gesprächsführung und Ressourcensuche gelegt. Um schnell pädagogisch wirksam werden zu können, wird näher auf konkrete Handlungsmöglichkeiten eingegangen. Die Inhalte wurden im Rahmen des Qualitätszirkels der Regionalen Netzwerkstelle Schulerfolg sichern im Landkreis Börde von Schulleitungen, Beratungslehrkräften, Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern sowie Sorgeberechtigten erarbeitet.