unterstützt und gefördert durch:

Wie ist die Ausgangslage in Sachsen-Anhalt?

Die Quote der Jugendlichen ohne qualifizierenden Schulabschluss ist in den vergangenen Jahren zwar gesunken, mit aktuell 10% in Sachsen-Anhalt im Bundesdurchschnitt jedoch weiterhin sehr hoch. Zudem ist das Risiko der Kinderarmut im Land hoch: Aktuell leben 91.000 Kinder und Jugendliche in Haushalten, die Leistungen nach dem SGB II/Sozialleistungen beziehen. Damit liegt Sachsen-Anhalt im Bundesländervergleich auf dem drittletzten Platz. Aufgrund der gestiegenen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen und der schwierigen wirtschaftlich-sozialen Struktur im Land ist es wichtig, dass sich die einzelnen Systeme - Schule und Jugendhilfe - gemeinsam ihrer Verantwortung stellen.

Zeitlicher Überblick

1998-2003: 1998 startet ein Landesprogramm zur Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe. Dadurch ist Schulsozialarbeit erstmalig schulformübergreifend in Sachsen-Anhalt aufgestellt.

2008-2014: Seit 2008 wird die politische Strategie der Europäischen Kommission, die Schulabbruchquote zu senken, in Sachsen-Anhalt mit dem ESF-finanzierten Programm Schulerfolg sichern unterstützt.

2015-2022: Das Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt sichert die Fortsetzung des ESF- und Landesprogramms Schulerfolg sichern in der Förderperiode ab 2015. Die bedarfsorientierte Schulsozialarbeit konnte von 200 auf 380 Stellen ausgebaut werden. Die ESF-Förderung läuft bis Ende Juli 2022.

Der Haushaltsgesetzgeber hat mit dem Beschluss zum Haushaltsgesetz 2019 eine Ermächtigung im Haushaltsplan des Ministeriums für Bildung verabschiedet, um die – bis 31.07.2022 bewilligten – Projekte der bedarfsgerechten Schulsozialarbeit, der regionalen Netzwerkstellen für Schulerfolg und der landesweiten Koordinierungsstelle Schulerfolg sichern für noch ein weiteres Schuljahr im gleichen Umfang bewilligen zu können. Dies wird unabhängig davon geschehen, ob und in welchem Umfang weitere ESF-Mittel hinzukommen.

2022-2024: Das Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt führt mit Hilfe der ESF-Förderung das Programm „Schulerfolg sichern“ fort. In dieser Förderperiode werden 380 Stellen finanziert. Das ESF+-Programm „Schulerfolg sichern“ läuft bis 2024.

Durch die langjährigen Erfahrungen konnte sich Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt stark professionalisieren. Die Vernetzung von Schulen, regionalem Umfeld und Landesebene ist im bundesweiten Vergleich einzigartig, ebenso die partnerschaftliche Zusammenarbeit und wechselseitige Akzeptanz der unterschiedlichen Bereiche.

Wissenschaftliche Begleitung

Die Erfahrungen mit Schulsozialarbeit sind in Sachsen-Anhalt umfangreich und in besonderer Intensität wissenschaftlich begleitet und evaluiert worden. Die Ergebnisse sind beständig in die Weiterentwicklung des ESF+-Programms „Schulerfolg sichern“ eingeflossen.

Wissenschaftliche Begleitung 2013

Die wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigen „nachweisbare quantitative und qualitative Erfolge bei Projektschulen mit Schulsozialarbeit“ (Endbericht 2013). Sie machen deutlich, dass Schulsozialarbeit nicht ausschließlich dazu dient, Schulversagen zu vermeiden bzw. die Quote des vorzeitigen Schulabbruchs zu senken, sondern vielfache positive Auswirkungen - auf Kinder und Jugendliche als auch auf das System Schule - hat.

Wissenschaftlich belegte Effekte von Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt auf Schüler:innen

  • Fehlzeiten gehen zurück
  • Verhaltensauffälligkeiten verbessern sich durch Einzelfallberatungen
  • Leistungsverbesserungen treten vermehrt auf
  • Schülerinnen und Schüler treten selbstbewusster auf
  • Schulsozialarbeit vermittelt soziale Kompetenzen über Projekte, Gruppenarbeiten etc
  • Schulsozialarbeit ist wichtiger Anlaufpunkt für vertrauliche Gespräche oder Unterstützungsbedarfe

auf das System Schule

  • Gewaltbereitschaft und Mobbing gehen zurück
  • Klassen- und Schulklima verbessern sich durch gruppenbezogene Angebote
  • Sorgeberechtigte werden besser erreicht
  • sukzessive Zunahme von Kooperationspartnerinnen und -partnern an und um Schule
  • Lehrkräfte können Perspektiven erweitern, fühlen sich entlastet und nehmen die Angebote als Unterstützung und Bereicherung wahr
  • Schutzauftrag der Schule kann adäquater und sensibler wahrgenommen werden
  • Schulsozialarbeit ist erfolgreich in schulische Strukuren eingebunden
  • Schulsozialarbeit ist Vermittler zwischen Schule, Sorgberechtigte und Jugendhilfe

(vgl. Endbericht der wissenschaftlichen Begleitung)

Für die Zukunft der Schulsozialarbeit ist es wichtig, vorbeugende Maßnahmen, wie zum Beispiel Stärkung der Kooperation von Schule und Jugendhilfe, Förderung von präventiven Ansätzen, Ausbau der außerschulischen Kooperationen, Intensivierung der Verschränkung von Schulentwicklungsprozessen sowie der Entwicklung der kommunalen Bildungslandschaft und die Öffnung von Schulen zu berücksichtigen.

(Fokus-)Evaluation 2015 bis 2019

Wie das Programm „Schulerfolg sichern“ auch nach langer Laufzeit fortwirkt, welche Zielgruppen, in welcher Form von der Arbeit der zahlreichen Akteur:innen innerhalb des Programms profitieren, war das Ziel der (Fokus-)Evaluation. Diese bezieht sich auf den Förderzeitraum vom Schuljahr 2015/16 bis zum Schuljahr 2018/19 und wurde von Ramboll Management Consulting in Abstimmung mit dem Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt durchgeführt.

Innerhalb der Evaluation wird der Fokus auf den Fördergegenstand der bedarfsorientierten Projekte der Schulsozialarbeit gelegt. Der Untersuchung nach stellt Schulsozialarbeit für Kinder, Jugendliche, Sorgeberechtigte und alle im Kontext „Schule“ Tätigen einen erheblichen Zugewinn dar.

In summa bewertet die Evaluation Schulerfolg sichern“ als „leistungsfähiges, lernendes Programm [..] mit dem Schulen dabei unterstützt werden, vorzeitige Schulabbrüche zu vermeiden und den individuellen Bildungserfolg zu verbessern.“ Die Programmstruktur wird auch nach Jahren der Laufzeit als innovativ gesehen. Global gesehen trägt das Programm dazu bei, dass erfolgreiche Bildungsbiografien ermöglicht werden und so ein sozialer, territorialer und politischer Mehrwert entsteht, der weit über die einzelnen Regionen hinausreicht.

Die vollständige Evaluation können Sie hier einsehen.