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Partizipation leben. Zukunft gestalten.

Handlungsfelder der Schulsozialarbeit
#Partizipation #Schulentwicklung

Der Zukunftsausschuss an der Grundschule und dem Hort Hohenmölsen

„Wir Kinder dürfen Entscheidungen treffen und mitbestimmen über die Zukunft unserer Schule.“

Dieser Satz steht sinnbildlich für das, was in der Grundschule Hohenmölsen seit Mai 2023 gelebt wird. Der Zukunftsausschuss, das Kinderparlament der Schule und des Hortes, ist ein lebendiger Raum demokratischer Teilhabe. Hier erfahren Kinder, dass ihre Stimme zählt – und dass sie gemeinsam etwas verändern können.

Seinen Anfang nahm das Projekt mit dem Wunsch, mehr Mitbestimmung zu ermöglichen und die Zusammenarbeit zwischen Schule und Hort zu verbessern. Eine erste Umfrage unter allen Kindern zu ihren Wünschen für Schule und Hort war bereits durchgeführt, als die entscheidende Förderung kam: 30 000 Euro Bundesmittel aus dem „Zukunftspaket 2023“. Diese Unterstützung gab den Kindern großen Gestaltungsspielraum – und den Mut, ihre Ideen auch umzusetzen.

Projekte, die den Schulalltag prägen
Mit diesem Mut und neuer Handlungsfreiheit setzte der Zukunftsausschuss bisher über 70 Initiativen um – von Bewegungsangeboten auf dem Schulhof über AGs zu Umwelt, Ernährung und Achtsamkeit bis hin zu Festen wie Weihnachtsmarkt oder Kindertagsfeier. Auch die Innen- und Außenraumgestaltung, ein Graffiti-Projekt und eine neu organisierte Schulbibliothek entstanden aus den Ideen und Beschlüssen der Kinder.

In diesem Gremium vertreten 30 gewählte Kinder ihre Mitschülerinnen und Mitschüler. Sie treffen sich regelmäßig in strukturierter Form, entwickeln Ideen, beraten über Bedürfnisse im Schulalltag, fassen Beschlüsse und setzen diese gemeinsam mit erwachsenen Begleitpersonen um. Der gesamte Prozess – von der ersten Idee bis zur Umsetzung – liegt in ihrer Verantwortung und wird von Lehrkräften und engagierten Personen des Hortes unterstützt. Was mit dem Wunsch nach mehr Mitbestimmung begann, ist längst ein fester Bestandteil des schulischen Lebens. 

Verantwortung, die gemeinsam getragen wird
Die Arbeit im Zukunftsausschuss wird kontinuierlich weiterentwickelt. So wurde nach der ersten Legislatur das Wahlverfahren verändert, um mehr motivierte Kinder einzubinden. Seither können sich alle bewerben, die Lust haben, den Schul- und Hortalltag aktiv zu gestalten. Mit Wahlplakaten, geheimer Abstimmung, Wahlkabine und Urne erleben die Kinder hautnah, wie Demokratie funktioniert – und dass ihre Stimme Gewicht hat.

Im Alltag zeigt sich, wie offen und wirksam dieses Beteiligungsformat als Ganzes ist. Im Schüler:innenbüro – einem gemütlich gestalteten Raum mit Auszeichnungen an den Wänden, Informationsmaterial in den Regalen und einem Briefkasten für Anliegen – nehmen Mitglieder des Zukunftsausschusses regelmäßig Wünsche, Kritik und Ideen entgegen. So werden auch schwierige Themen wie Streit in den Pausen oder unattraktive Toiletten nicht gemieden, sondern gemeinsam in kleinen Arbeitsgruppen angegangen.

Wirkung, die Anerkennung erfährt
Die Wirkung ist deutlich spürbar. Die Kinder übernehmen Verantwortung, opfern Freizeit, schreiben Briefe an den Bürgermeister, stellen Anträge und setzen Projekte um. Sie wachsen über sich hinaus, werden selbstbewusster und offener für die Anliegen anderer. Die Atmosphäre in Schule und Hort hat sich spürbar verbessert.

Dass dieses Engagement auch nach außen wirkt, zeigen die Auszeichnungen: 2024 gewann der Zukunftsausschuss den ersten Platz beim Demokratiepreis Sachsen-Anhalt. Die Jury lobte den Beitrag zur aktiven Demokratieförderung im ländlichen Raum und die Ernsthaftigkeit, mit der Kinder hier Verantwortung übernehmen dürfen. Zudem erhielt die Schule 2025 eine weitere Auszeichnung durch die Stiftung Kinderförderung von Playmobil im Rahmen des bundesweiten Hob-Wettbewerbs. Der mit 10 000 Euro dotierte Anerkennungspreis wurde direkt in einer Ausschusssitzung aufgegriffen – erste Ideen zur Verwendung, etwa für neue Klettergeräte, wurden umgehend demokratisch diskutiert.

Partizipation, die Kinder und Gesellschaft stärkt
Was die Kinder selbst über ihre Rolle berichten, macht deutlich, wie sehr sie diese Verantwortung annehmen: Mit Begeisterung erzählen sie in einem Video zum Demokratiepreis von ihrer Arbeit im Ausschuss, von gelungenen Projekten und davon, wie gut es sich anfühlt, gehört und ernst genommen zu werden. Diese Erfahrung wirkt weit über den Schulalltag hinaus – sie prägt die Kinder als Persönlichkeiten und stärkt eine demokratische Haltung, die in unsere Gesellschaft hineinwirkt.

Der Zukunftsausschuss Hohenmölsen zeigt, wie nachhaltig Partizipation wirkt, wenn sie ernst gemeint ist: Sie stärkt Gemeinschaft, Selbstwirksamkeit und demokratisches Bewusstsein – und sie macht Mut, sich einzubringen. Für andere Schulen, die sich auf den Weg machen wollen, gilt: Es lohnt sich.