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Schlaglicht Netzwerkstelle Börde

Illustration einer Person, die etwas anhand eines Flipcharts erklärt

Bild: DKJS/Sandra Bach

Die regionale Netzwerkstelle Schulerfolg sichern im Landkreis Börde gibt Auskunft zu ihrer täglichen Arbeit und ihren Vorhaben

Unsere dritte Ausgabe „Schlaglichter Netzwerkstellen“ beschäftigt sich dieses Mal mit der regionalen Netzwerkstelle Schulerfolg sichern im Landkreis Börde. Nachfolgend erhalten Sie detailliert Einblick in ihre Tätigkeiten und erfahren, was sich durch die Arbeit der Netzwerkstelle im Landkreis verändert hat.

Was genau sind die spezifischen Bedarfe und Besonderheiten Eurer Region? Wie reagiert Ihr als NWST darauf?
Die schulischen Strukturen zeigen auch im Landkreis Börde, dass die vielfältigen Aufgaben der Bildung und Erziehung nicht allein von Schule bewältigt werden können. Eine optimale Entwicklungsförderung junger Menschen kann nur gelingen, wenn soziales, schulisches und emotionales Lernen miteinander verbunden wird.  Die regionale Netzwerkstelle für Schulerfolg (NWST) stärkt dabei nicht nur formale Bildungsprozesse, die Förderpotenziale und Handlungsstrategien freisetzt, sondern nutzt gleichzeitig auch den Kompetenzerwerb der non- formalen (Jugendhilfe) und der informellen Bildung.

Die NWST versucht deshalb, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schulen attraktive Lern- und Erfahrungsräume zu organisieren.  Zielsetzung ist die Sicherung der Chancengerechtigkeit und die Verbesserung der Bedingungen für den Schulerfolg der Kinder und Jugendlichen, unter Nutzung von multiprofessioneller Kooperation.

Konkret bedeutet dies für die operative Ebene der Einzelschulen mit und ohne Schulsozialarbeitsprojekte, dass der fachliche Austausch, die Initiierung bedarfsorientierter lokaler Netzwerke und die damit verbundene gemeinsame Nutzung von Dienstleistern und Projekten erhöht werden, um die jeweiligen regionalen Schulbedingungen zu beeinflussen. Methodische Unterstützung, Kollegiale Fallberatungen, Weiterbildungen und Mittelakquise für die jeweilige schulische Situation werden passgenau erarbeitet und mit konkretem praktischem Handeln bzw. Projekten untersetzt.

Schulen ohne Schulsozialarbeitsprojekten profitieren durch konkrete Angebote der NWST. Durch die bedarfsorientierte Ausrichtung konnten passgenaue schnelle Hilfsangebote vorgehalten werden. Einerseits nutzt die NWST die Möglichkeit der Vergabe von bildungsbezogenen Angeboten und entwickelt mit den schulischen Partnerinnen und -partnern Konzepte, die die aktuellen Schulbedingungen positiv beeinflussen. Andererseits nutzen viele Schulen und Bildungsakteure die Expertise der Netzwerkstellenmitarbeitenden als Referierende zu unterschiedlichen Bildungsthemen. Da wären beispielsweise Mobbing, Gesprächsführung als Beratung in Schulentwicklungsfragen, als Vermittler/ Mediator zwischen Sorgeberechtigten und Schulakteuren, als Trainer für soziale Kompetenzen in den Klassen. 

Durch den großen Flächenlandkreis und die damit verbundenen unterschiedlichen regionalen Bildungsbedingungen hat die NWST die sozialräumliche Ebene in den Blick genommen. So ist der Landkreis in vier Regionalgruppen (Sozialräume) aufgeteilt, um mit unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern aus Verwaltung, Kommune, Jugendhilfe usw. gemeinsame Projekte und Angebote im non-formalen, informellen Bereich zu entwickeln. Die Einbindung von Schule und die damit verbundene Öffnung weist eine besondere Bedeutung auf. In den Regionalgruppen finden beispielsweise lebensweltliche Ferienprojekte für bildungsbenachteiligte Schülerinnen und Schüler statt, die in Kooperation mit den Schulsozialarbeitenden und anderen Bildungsakteuren entwickelt werden. So sind im Projektzeitraum circa 20 Talent-Campus entstanden.

Welche Besonderheiten bringt Euer Träger mit ins Programm? Welche Unterstützung oder spezifische Expertise kommt hierbei zum Tragen?
In unserem Landkreis haben wir im Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Börde e.V. einen langjährig etablierten Träger. Der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Börde e.V. übernimmt die Trägerschaft verschiedener Kindertagesstätten, betreibt ein Kleinstheim, ein Frühförderzentrum und eine Grundschule. Die Bildungsakteure im Förderprogramm profitieren durch ein qualifiziertes Beratungsangebot. So können Hilfesuchende und Bildungsakteure verschiedene Beratungsangebote wahrnehmen. Die Erziehungs-, Familien-, Lebens- und Eheberatung, die Schuldnerberatung und die Beratung und Begleitung von Flüchtlingen und Spätaussiedlerinnen/-siedlern sind etablierte Beratungsangebote, die fest in der Jugendhilfestruktur im Landkreis Börde verankert sind. Große Synergien finden sich auch in den Angeboten der Hilfen zur Erziehung. Der Träger arbeitet auch in diesem Bereich vernetzt und bedarfsorientiert.

Welche Potenziale ergeben sich dadurch, dass die NWST das einzige Projekt des Trägers ist (keine Schulsozialarbeit)?
Der Vorteil an dieser Konstellation ist darin zu sehen, dass kein Eigeninteresse bzw. kein einseitiges Trägerinteresse besteht. Es gibt keine Trägerabhängigkeit, kein Zuständigkeits-denken. Vielmehr sehen wir uns einem neutralen, loyalen und vertrauensvollen Ansprechpartner gegenüber, der uns die Möglichkeit gibt, vielfältige Arbeitsaufgaben, ausgerichtet an den Bedarfen der Schulsozialarbeit im Landkreis wahrzunehmen und uns auf weitere Tätigkeiten der Netzwerkstellenarbeit zu konzentrieren.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit in der Region? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe?
Wir blicken da auf eine sehr gute und stabile Kooperation, wobei die Nachfrage hinsichtlich eines Ausbaus der Zusammenarbeit noch zunimmt.  Durch Umstrukturierungsprozesse im Landkreis und ständig wechselnde Ansprechpartnerinnen und -partner ist eine ständige Vernetzung notwendig. Der KV Börde e.V. konnte im gesamten Förderzeitraum die Personalien der Netzwerkstelle halten und bietet somit einen stabilen Ansprechrahmen und verlässliche Arbeitsbeziehungen.

Die Vernetzung mit den Diensten der Jugendhilfe ist gegeben und bedarf weiterer Intensivierung.  Die Verknüpfung mit den Diensten der Verwaltung, den freien Trägern wird angeregt und im Prozess ständig aktiviert. Die NWST sorgt dabei für einen regionalen Fachaustausch und bindet dabei auch neue Förderprogramme ein.

Durch die Einbindung vieler Bildungsakteure rund um Schulsozialarbeit konnten vielfältige Synergien, Hilfsangebote und letztendlich auch Strukturmaßnahmen entwickelt werden.  Dabei bietet die NWST verlässliche Formate der Begegnung in Form von Fortbildungen, Regionalgruppen, Qualitätszirkeln und anderen Kommunikationsgelegenheiten wie z B. Kollegiale Fallberatung und digitale Vernetzungstreffen. Große Potenziale sehen wir in der Zusammenarbeit mit dem Landesschulamt und den Schulen. Hier ist die Akzeptanz der Netzwerkstellenarbeit besonders gewachsen. Durch das vielfältige Angebot der NWST konnten wir Schulen in der Region nachweislich stärken. Netzwerkstellenarbeit mit dem Baustein Schulsozialarbeit konnte sich als Teil der Jugendhilfe an Schule im LK Börde etablieren.

An welchen Themen arbeitet Ihr (innerhalb des Programms?) Könnt Ihr ein herausragendes Vorhaben vorstellen, insbesondere hinsichtlich der Aspekte Vernetzung, Verstetigung oder Qualifizierung?
Hier wäre unser Qualitätszirkel „Schulverweigerung“ zu nennen. Im Rahmen dieses Projekts haben wir mittlerweile eine Broschüre sowie eine Methodensammlung auf den Weg gebracht. Zudem konnten wir durch Veranstaltungen eine Vernetzung von 35 Teilnehmenden verschiedener Institutionen erwirken, die sich tiefergehend mit Schulverweigerung auseinandersetzen, um diese möglichst effektiv zu minimieren. Durch die themenspezifische Vernetzungsveranstaltung konnten unterschiedliche Blickwinkel der einzelnen Akteure sichtbar gemacht werden. Durch die Organisation und Moderation der Veranstaltung durch die NWST konnten Befindlichkeiten und Kommunikationsbarrieren abgebaut werden. Alle Akteure signalisierten einen gewinnbringenden Austausch und sind zur weiteren Zusammenarbeit bereit. Die NWST überlegt nun, wie das Format für das Schuljahr 2020/ 2021 erneut aktiviert werden kann. Denkbar sind hier auch digitale Kommunikationsformate und einzelne Workshopformate/ kleinere Arbeitsgruppen.

Daneben betreuen wir auch Projekte im TalentCampus – Format, Ferienprojekte, durch Vernetzung mehrerer Schulen und deren zugehörige Schulsozialarbeit sowie weiteren Kooperationspartnerinnen -partnern und der Kreisvolkshochschule. Durch die Kooperation der Akteure werden sozialraumorientierte, lebensweltliche Maßnahmen für Schülerinnen und Schüler entwickelt. Dabei werden die Schulen einbezogen und eine Öffnung von Schule angeregt. Der informelle Kompetenzgewinn und die gleichzeitige Selbstwertsteigerung der Kinder und Jugendlichen, verbunden mit sozialen und kommunikativen Fähigkeiten, wirkt sich auf die schulischen Bedingungen positiv aus. Für die Kooperationspartnerinnen und-partner sind über die gemeinsame Entwicklung der Angebote verschiedene Synergien sichtbar. Von einer allgemeinen Leistungserhöhung der Angebote bis zur Kompetenzerhöhung durch die gemeinsamen Aktionen, und dem damit verbundenen Fachaustausch, werden auch hier die schulischen Bedingungen auf der Strukturebene beeinflusst.

Weiterhin haben wir einen Arbeitskreis „Öffentlichkeitsarbeit“ ins Leben gerufen, in dem wir unter anderem eine Methodensammlung als Kompetenztraining für Schulsozialarbeit /Lehrkräfte zusammenstellen. Der Arbeitskreis „Öffentlichkeitsarbeit“ hat die Zielstellung entwickelt, Programminhalte in die Region zu tragen und unser Förderprogramm und die innovativen Säulen zu präsentieren. Dabei werden unterschiedliche Möglichkeiten der Darstellung genutzt.

Welche Veränderungen habt Ihr durch Eure Arbeit wahrgenommen?
Die Kooperations- und Vernetzungsmöglichkeiten, die schulische Bedingungen positiv beeinflussen, haben sich erhöht. Ein Entgegenwirken gegen institutionelle Versäulungen ist sichtbar. Die entwickelten Strategien auf den Ebenen, Einzelschule mit und ohne Schulsozialarbeit, im Sozialraum und auf Landkreisebene haben sich etabliert und werden von den Kooperationspartnerinnen und -partnern gewinnbringend wahrgenommen.

Welches sind die drei wesentlichen „lessons learned“, die Ihr im Rückblick auf die Tätigkeit der NWST ziehen könnt?
Zunächst können wir festhalten, dass stabile Beziehungen und personale Kontinuität für Erfolg notwendig sind. Daneben bedarf es für nachhaltigen Erfahrungsaustausch oder „Begegnungen“ entsprechender Koordination und Moderation. Ganz allgemein sehen wir auch, dass für erfolgreiche Entwicklungen schnellstmögliches und umfassendes Reagieren auf Bedarfe notwendig sind. Die über Jahre erarbeiteten Arbeitsstrukturen befinden sich im ständigen Wandel. Man benötigt neutrale Akteure, die Bildungsprozesse strukturieren, Handlungsmaßnahmen koordinieren und Hilfsangebote bedarfsorientiert und zeitnah mit den Partnerinnen und -partnern entwickeln.

Zum Abschluss: Welches sind die Ziele, die Ihr Euch als NWST für das laufende Jahr gesetzt habt?
Für den Qualitätszirkel „Schulverweigerung“ haben wir uns zum Ziel gesetzt, uns mit neuen Kooperationspartnerinnen und -partnern zu vernetzen sowie neue Aufgabenstellungen zu finden und zu entwickeln (siehe oben). Wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit wird gleichsam die Schulentwicklung bzw. Schulbegleitung von Schulen ohne Schulsozialarbeit im Landkreis sein.Zudem wollen wir in diesem Jahr auch noch unsere Methodensammlung als soziales Kompetenztraining veröffentlichen.

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